Eingewöhnungskonzept

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Worum geht es in der Eingewöhnung?

Der Eintritt in die Kindertagesstätte stellt für ein Kind eine große Herausforderung dar. Eine neue Umgebung, ein anderer Tagesablauf, andere Mahlzeiten, ein anderer Schlafplatz, eine unbekannte Betreuerin und die neue Kindergruppe erfordern eine hohe Anpassungsleistung des Kindes.

Ist die Anpassungsleistung zu hoch, so kann dies für das Kind mit Stress verbunden sein. Erschwerend dabei wirkt besonders, wenn das Kind in dieser Zeit auf seine Bindungsperson „verzichten“ muss. Deshalb hilft es dem Kind, wenn es während der Eingewöhnung auf Vertrautes zurückgreifen kann und alle Veränderungen schrittweise erfolgen, wie z.B. die langsame Ausdehnung der Aufenthaltsdauer in der Kita, ein Trösterli (Kuscheltier, Schnuller, Spielzeug, … )

Steht in dieser Zeit die Bindungsperson (Elternteil) dem Kind zur Verfügung, fühlt es sich sicher und beschützt, so dass es sich seiner neuen Umgebung öffnen kann. Das Kind wird mit Neugier und Interesse seine Umwelt erkunden und mit anderen Personen Kontakt aufnehmen. Die Beziehung zur Erzieherin kann aufgebaut und diese als „Beschützerin“ anerkannt werden. Erst danach wird die Erzieherin das Kind, wenn es traurig ist wirksam trösten können. Ein solcher Anpassungsprozess (Eingewöhnungszeit) kann durchschnittlich 1mindesten 1 Monat lang dauern.

Wie lange dauert eine Eingewöhnung?

Die Eingewöhnungszeit ist zeitlich nur bedingt festzulegen, da jedes Kind

anders ist. Jedes Kind hat eigene Bedürfnisse, Gewohnheiten, Beziehungen, Vorlieben und Gefühle. Daher wird jeden Tag zwischen Eltern und der Erzieherin besprochen, wie lange das Kind an diesem Tag in der Kita bleibt. Eine für das Kind optimale Eingewöhnungszeit kann zwischen einem Monat und drei Monaten dauern. Mögliche Symptome für eine schlechte Eingewöhnung wären z.B.: häufige Krankheit des Kindes, unregelmäßige Besuche in der Kita oder lustloses und passives Verhalten des Kindes oder Unsicherheit der Eltern.

Die Grundphase der Eingewöhnung:

Die Grundphase beinhaltet drei Tage. In dieser Zeit hält sich das Kind für ein bis zwei Stunden mit dem begleitenden Elternteil in der Einrichtung auf. Die Bindungsperson sollte in dieser Zeit den Raum nicht ohne das Kind verlassen und das Kind auch nicht drängen, sich von ihr zu entfernen. Während des Aufenthaltes im Gruppenraum sollten sich die Eltern grundsätzlich passiv verhalten und dabei die Rolle des Beobachters einnehmen und dabei die „sichere Basis“ für das Kind sein.

Der erste Tag:

Das Kind soll sich mit der neuen Umgebung vertraut machen und dabei seine Spiel- und Erkundungsaktivitäten frei bestimmen. Die Erzieherin verhält sich zurückhaltend, reagiert aber auf erste Kontaktversuche des Kindes. Der Schwerpunkt der Erzieherin liegt am ersten Tag darin, die Beziehung zwischen Elternteil und Kind zu beobachten, um so die ganz persönliche Art der Integration zu ermitteln. Diese Kenntnisse helfen der Erzieherin zur besseren Kontaktaufnahme. Durch freundliche Gespräche mit dem Elternteil, wird dem Kind die Kontaktaufnahme erleichtert, da es sich in seiner Bewertung der Situation am Verhalten der Mutter/Vater orientiert. Mit kleinen Neckspielen oder dem vorsichtigen Versuch sich an dem Spiel des Kindes zu beteiligen, kann die Erzieherin mit dem Kind in Kontakt treten.

Der zweite Tag:

An diesem Tag liegt der Schwerpunkt der Erzieherin auf der Spielsituation des Kindes. Die Erzieherin setzt ihre behutsame Annäherung an das Kind weiter fort. Sie versucht durch ein gemeinsames Spiel mit dem Kind in Kontakt zu treten, Vorlieben, Abneigungen und aktuelle Bedürfnisse herauszufinden.

Der dritte Tag:

Der dritte Tag verläuft wie der zweite Tag, um dem Kind eine gewisse Stabilität durch die Wiederholung zu ermöglichen. Die Erzieherin versucht immer mehr Kontakt zu dem Kind aufzubauen, um das Vertrauen zu gewinnen.

Der vierte Tag:

An diesem Tag wird vorläufig entschieden, ob eine kürzere oder längere Begleitung durch die Eltern notwendig ist. Grundlage für diese Entscheidung ist die Reaktion des Kindes auf den ersten Trennungsversuch. Die Dauer der Trennung wird von Tag zu Tag anhand des Befindens des Kindes neu vereinbart. Angefangen wird am vierten Tag mit maximal 30 Minuten. Wichtig ist es, dass die Eltern ihrem Kind immer „Tschüß“ sagen und ihm wahrheitsgetreu erzählt wird, warum und wohin sie gehen. Hatten die Trennungsversuche Erfolg, das Kind ließ sich beruhigen, wirkt ausgeglichen und fühlt sich wohl, befindet es sich in der Schlussphase der Eingewöhnung.

Schlussphase:

In der Schlussphase halten sich die Eltern nicht mehr mit dem Kind in der Kita auf. Jedoch müssen sie telefonisch erreichbar sein, falls die Tragfähigkeit der neuen Beziehung zur Erzieherin noch nicht ausreicht.
Die Eingewöhnung des Kindes gilt als abgeschlossen, wenn das Kind die Erzieherin als „sichere Basis“ akzeptiert und sich von ihr trösten lässt.

Es kann sein, dass dieses Phasenmodel nicht bei jedem Kind angewandt werden kann und die Bezugsperson ein anderes Vorgehen bestimmen muss. Dabei verfolgt die Mitarbeiter/innen unserer Kindertagesstätte das gleiche Ziel wie die Eltern:

Wir möchten, dass sich ein Kind bei uns wohl und geborgen fühlt!

Was ist in der Eingewöhnung wichtig?

Schon bevor ein Kind in die Kita kommt, können die Eltern mit ihrem Kind über die neue Phase seines Lebens sprechen und auf die Kita vorbereiten.

Abschied in der Kita:

Die Eltern sollen sich immer von ihrem Kind verabschieden. Um den Schmerz des „Alleinseins“ nicht in die Länge zu ziehen, ist es für das Kind eine Hilfe, wenn einmal „Tschüss“ gesagt wird und die Eltern dann wirklich gehen. Die Eltern können nach dem Abschied z.B. auch in der Garderobe warten, um sich dort zu vergewissern, dass sich ihr Kind beruhigt hat.
Sie können sich auch telefonisch über das Wohlergehen des Kindes informieren.

Trösterli:

Damit der Bezugsperson das Trösten erleichtert wird, ist es wichtig, dem Kind z.B. einen Schnuller oder sein Kuscheltier mitzugeben.

Notfall:

Die Eltern sollen während der gesamten Eingewöhnung telefonisch gut zu erreichen sein. Daher ist es wichtig, dass die Erzieherin alle „Notfallnummern“ vor Eintritt erhält.

Was ist für die Eltern wichtig?

Vor dem Eintritt:

Sind Eltern an unserer Einrichtung interessiert, wird mit Ihnen ein Termin vereinbart, an dem sie sich die Einrichtung anschauen können. So bekommen sie einen ersten Einblick in unsere Einrichtung, über unsere Konzeption und den Tagesablauf. Können sich die Eltern vorstellen, dass sich ihr Kind bei uns wohl fühlt, so werden sie auf die Voranmeldeliste aufgenommen. Wird ein Platz frei, werden Sie schriftlich bzw. telefonisch benachrichtigt und zu einem Eintrittsgespräch eingeladen. Das Eintrittsgespräch dient dazu, dass die Eltern vor dem Eintritt die Bezugserzieherin schon ein wenig kennen lernen.

Ziel dieses Gespräches ist auch, dass die Bezugserzieherin wichtige Informationen über das Kind (Schlaf-, Essverhalten, Vorlieben, Abneigungen) erhält und die Eltern mehr über den Kitabetrieb erfahren können. Auch Formalitäten können erledigt und Fragen von Seiten der Eltern geklärt werden.

Während der Eingewöhnung:

Die Eltern werden in die Eingewöhnung miteinbezogen. Sie können sich darauf verlassen, dass die Bezugserzieherin ehrlich Auskunft gibt, wie es dem Kind während der Trennung erging. Sollte ein Kind über 20 Minuten ununterbrochen weinen, müssen die Eltern ihr Kind frühzeitig von der Trennung erlösen. Kommen Unklarheiten auf, sollen die Eltern oder die Bezugsperson das Gespräch sofort suchen und Unstimmigkeiten ansprechen. Während der ganzen Eingewöhnung sollten die Eltern auch Zeit einplanen für Tür- und Angelgespräche mit den Erzieherinnen. So kann die Beziehung und das Vertrauen zwischen Familie und Kita aufgebaut werden. Auch ist es hilfreich, wenn die Eltern die Bezugsperson über spezielle Ereignisse, wie z.B. schlechte Nacht oder Krankheit über das Wochenende, in Kenntnis setzt. So kann besser auf die Bedürfnisse des Kindes eingegangen werden.

Umgang mit diesem Eingewöhnungskonzept

Das Ziel dieses Eingewöhnungskonzeptes ist es, dass Eltern einen ungefähren Überblick über die Art der Eingewöhnung ihres Kindes gewinnen können. Es ist jedoch kein Geheimrezept, wie Kinder eingewöhnt werden sollen, damit es sich garantiert wohl fühlt. Es soll dazu dienen einen möglichst optimalen Weg für das Kind zu finden.